Ausgedehnter Großbrand vernichtet Sägewerk in Rauschenhammermühle

Gegen 23 Uhr ging ein Feueralarm der Brandmeldeanlage der Heinrich Ströhla Holzwerke im Schwarzenbacher Ortsteil Rauschenhammermühle bei der Leitstelle ein. Beim Eintreffen des ersten Fahrzeugs wurde der Ernst der Lage erkannt und sofort eine Erhöhung der Alarmstufe auf Großbrand veranlasst. Eine Halle des Sägewerks stand in Vollbrand. Massive Flammen schlugen seitlich zehn Meter weit aus dem Gebäude in Richtung des direkt angrenzenden, bewaldeten Steilhangs. Viele Kilometer weit erhellte der Feuerschein den klaren Nachthimmel.

Das größte Problem für die Brandbekämpfer stellte die mangelhafte Löschwasserversorgung dar. Zwar gab es auf der Westseite einen Teich, jedoch war es in dem engen Tal aufgrund der enormen Hitzeentwicklung unmöglich von der Ostseite aus dorthin zu gelangen. Als einzige Quellen blieben hier neben einem Hydranten nur die Wilde Rodach, die sich durch das Tal schlängelt. Zuwenig Wasser, um die Feuerwalze effektiv stoppen zu können. Schon nach kurzer Zeit griffen die Flammen auf die benachbarte Halle über, in der tonnenweise luftig gestapelte Holzbretter dem Feuer ideale Nahrung lieferten. Höchste Gefahr für die Einsatzkräfte, die nun hastig Fahrzeuge, Pumpen und Schläuche aus dem Gefahrenbereich evakuieren mussten. Teile der Ausrüstung mussten in der Eile zurückgelassen werden und wurden ein Raub der Flammen. Innerhalb weniger Minuten stand auch diese Halle auf ihrer gesamten Länge von 50 Metern im Vollbrand.

 

Die Löschwassersituation verschlimmerte sich dadurch noch zusätzlich, da es im zurückliegenden Bereich keine Möglichkeit mehr gab, aus der Wilden Rodach anzusaugen. Als Gegenmaßnahme wurde versucht mit Tanklöschfahrzeugen im Pendelverkehr Wasser von einem Hydranten aus Schwarzenbach an die Einsatzstelle zu fahren. Dazu wurden weitere Löschfahrzeuge, sämtliche Großtanklöschfahrzeuge des Landkreises und das Flugfeldlöschfahrzeug vom Flughafen Hof-Plauen nach Rauschenhammermühle beordert.

 

Durch die enorme Hitzeentwicklung konnten die Löscharbeiten nur aus der Distanz erfolgen. Das erschwerte den gezielten Einsatz des knappen Wassers zusätzlich. Auch der Pendelverkehr verursachte weitere Probleme. Anfangs waren nicht ausreichend Tanklöschfahrzeuge vorhanden, um die Versorgungskette lückenlos aufrecht zu erhalten. So entstanden Zwangspausen in der Brandbekämpfung, während denen sich das Feuer ungehindert weiter ausbreiten konnte.

 

Aus westlicher Richtung kämpften Einheiten aus den benachbarten Landkreisen Kronach und Kulmbach gegen die Flammen. Hier musste nicht nur das Feuer in den Gebäuden in Schach gehalten werden. Die Flammen hatten durch Hitzestrahlung und Funkenflug auf den angrenzenden Wald übergegriffen. An dem Steilhang gestaltete sich die Brandbekämpfung extrem schwierig. Mit Leitern versuchten die Einsatzkräfte die teilweise hundert Prozent Steigung zu überwinden. Immer weiter rückte die Front der Flammen vor und begann die Wohnhäuser im Schönbrunner Weg zu bedrohen. Erneut mussten weitere Feuerwehrkräfte alarmiert werden, um den Waldbrand aus der anderen Richtung bekämpfen zu können, um die Wohnsiedlung zu schützen. Von der Polizei wurde ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera angefordert, um aus der Luft die genaue Lage und Ausbreitung des Waldbrandes überwachen zu können.

 

Doch die Liste der Schwierigkeiten, mit denen die Einsatzkräfte zu kämpfen hatten, wurde noch länger. So tief im Tal gelegen, gab es keine zuverlässige Funkverbindung zur Leitstelle. Selbst der Kontakt zum westlichen Einsatzabschnitt war zeitweise unmöglich. Besonders bitter: Hoch auf dem Kamm über der Einsatzstelle thronte in Sichtweite ein Funksender für den neuen, digitalen Einsatzfunk für die Feuerwehren und Hilfsorganisationen. Er war speziell hier errichtet worden, um die schlechte Funkversorgung im Bereich des brandgefährlichen Sägewerks zu verbessern. Geplante Indienststellung für die Feuerwehren: Anfang 2016. So musste stattdessen das Technische Hilfswerk Selb angefordert werden, um eine Funk-Relaisstation an der Einsatzstelle aufzubauen.

 

Um die Wasserversorgung zu verbessern, kam das Technische Hilfswerk Naila mit seiner Hannibal-Hochleistungspumpe zum Einsatz. Bei Bischofsmühle, rund zwei Kilometer von der Einsatzstelle entfernt, pumpte sie Wasser aus einem Teich in die Wilde Rodach, damit es Bach abwärts an der Einsatzstelle der Feuerwehr zur Verfügung stand. Zusätzlich wurden hier noch weitere Pumpen der Feuerwehr und mehrere Förderleitungen aufgebaut.

 

Am südlichen Hang verläuft ein Weg hoch über der Brandstelle. In unregelmäßigen Abständen waren hier Löschfahrzeuge zur Brandbekämpfung postiert, um eine Ausbreitung in dieser Richtung zu verhindern. Besonderes Kopfzerbrechen bereitete ein großes Spänesilo. Im Südwesten wurden kurzerhand mehrere Bäume gefällt, die den Löscharbeiten im Wege standen.

 

Mittlerweile hatte sich das Feuer auf die nächste Halle ausgeweitet und bewegte sich mit erschreckender Geschwindigkeit auf den Standort der Einsatzleitung im Büro des Sägewerks sowie der Unfallhilfsstelle des Bayerischen Roten Kreuzes zu. Waren sie zu Beginn des Einsatzes noch über 300 Meter von der Brandstelle entfernt, mussten beide nun aus Sicherheitsgründen abgebaut und verlegt werden. Die Einsatzleitung wurde nun im weitere 700 Meter entfernten Gasthof Rodachtal eingerichtet.

 

Mit zunehmender Einsatzdauer stieg die Belastung der Helfer. Manche waren am Samstag Morgen bereits mehrere Stunden bei einem Brand einer Lagerhalle in Helmbrechts im Einsatz gewesen. Die Einsatzleitung war nur spärlich besetzt, da viele Funktionsträger an vorderster Front in der Brandbekämpfung eingebunden waren. Der Rewe-Supermarkt in Schwarzenbach am Wald versorgte die Einsatzstelle noch in der Nacht unbürokratisch mit Getränken, Müsliriegeln und Süßigkeiten als Energielieferanten. Später kümmerten sich das Rote Kreuz und Technische Hilfswerk im Wechsel um die Verpflegung mit belegten Brötchen, Würstchen und Gebäck.

 

Damit das Schaummittel nicht knapp wird, wurden sämtliche Reserven aus den Feuerwehren im gesamten Landkreis an die Einsatzstelle beordert. Viele der anliefernden Kräfte wurden kurzerhand ebenfalls mit an der Einsatzstelle eingebunden. Von der 80 Kilometer weit entfernten Feuerwehr Pegnitz im Landkreis Bayreuth wurde ein Abrollbehälter Sonderlöschmittel angefordert. Um den Treibstoffbedarf der Fahrzeuge und Pumpen decken zu können, kam außerdem ein Tanklaster an die Einsatzstelle.

 

Trotz aller Bemühungen können es die Einsatzkräfte nicht verhindern, dass gegen 02:30 Uhr schließlich auch der vordere Teil des Sägewerks komplett in Flammen stand. Das Feuer hatte sich nun auf 400 Metern den gesamten Gebäudekomplex einverleibt und buchstäblich dem Erdboden gleich gemacht. Zurück blieben riesige, glühende Berge aus Schutt, stehengebliebene Stahlgerippe und Betonpfeiler, verglühte Überreste von Maschinen und einige wenige stark einsturzgefährdete Mauern.

 

Die Anzahl der Einsatzkräfte war zwischenzeitlich auf über 500 angewachsen, davon rund 400 Feuerwehrleute. Um das ganze Ausmaß bewältigen zu können, wurde gegen vier Uhr schließlich der Katastrophenfall ausgerufen.

 

Gegen sechs Uhr zog die Einsatzleitung ein weiteres Mal um. Diesmal an den Sportplatz, wo das Technische Hilfswerk Selb eine mobile Führungsstelle aufgebaut hatte.

 

Immer noch galt es, die weiterhin lodernden Flammen zu löschen, sowohl im Bereich des Sägewerks, als auch im Waldgebiet. Zur Unterstützung wurden schließlich zwei weitere Hubschrauber mit Löschwasserbehältern angefordert. Zur Befüllung der Behälter kamen die Flughelfer der Feuerwehr Bayreuth zum Einsatz. Über Stunden hinweg flogen nun die drei Hubschrauber im Dauerbetrieb Löschwasser zur Einsatzstelle, um dies aus der Luft auf die Brandstellen abzuwerfen. Anfangs wurde zunächst das Waldgebiet abgelöscht, da dies für die Feuerwehrkräfte nur schwer zu erreichen war. Als dort schließlich alle verbliebenen Brandnester gelöscht waren, unterstützten die Flugstaffeln die Löscharbeiten an den niedergebrannten Gebäuderesten.

 

Das große Silo bereitete weiterhin Kopfzerbrechen. Es wurde ein Sachverständiger angefordert, um die Einsturzgefahr zu beurteilen. Aus Selb wirde schließlich ein Fachberater von der Feuerwehr Selb zur Einsatzstelle gebracht. Dieser konnte jedoch Entwarnung geben. Von dem Silo geht keine Gefahr aus. Die anderen Gebäudeteile, die stark einsturzgefährtet waren, wurden mit dem Radlader des Technischen Hilfswerks Naila kontrolliert zum Einsturz gebracht.

 

Am späten Nachmittag waren die Löscharbeiten schließlich weitestgehend abgeschlossen. Jetzt waren nur noch Nachlöscharbeiten für die immer wieder aufflammenden Glutnester erforderlich. Somit konnten sich auch die Löschhubschrauber wieder auf den Heimflug machen. Nachdem seit dem frühen Morgen ununterbrochen der Lärm der Rotoren in der Luft lag, kehrte nun Stille ein.

 

Bis zum Abend konnte die Anzahl der verbliebenen Einsatzkräfte immer weiter reduziert werden. Für die zweite Nacht reichte eine kleine Abordnung für die Brandwache aus. Unterstützt wurde sie von der Fachgruppe Beleuchtung des Technischen Hilfswerks Pegnitz, die die Einsatzstelle die Nacht über ausleuchtete.

 

Am Montag um 11 Uhr wurde schließlich der Katastrophenfall wieder aufgehoben. Am Ende waren insgesamt über 800 Kräfte im Einsatz. Die überwiegende Mehrheit davon ehrenamtlich.

 

Wir danken allen Einsatzkräften, den Feuerwehren Albertsreuth-Götzmannsgrün, Bad Steben, Bayreuth, Berg, Bernstein am Wald, Brunnenthal, Carlsgrün, Culmitz, Dürrenwaid, Döbra, Döhlau, Enchenreuth, Feilitzsch, Göhren-Grubenberg, Gösmes, Geroldsgrün, Gottsmannsgrün, Schönbrunn, Haidengrün, Hallerstein, Helmbrechts, Hof, Köditz, Kemlas, Kleindöbra, Kronach, Löhmar, Langenbach, Lehsten, Lippertsgrün, Münchberg, Marktrodach, Marlesreuth, Marxgrün, Meierhof, Naila, Neufang, Oberkotzau, Pegnitz, Presseck, Regnitzlosau, Rehau, Rudolphstein, Schnaid, Schwarzenbach an der Saale, Schwarzenstein, Selb, Selbitz, Stadtsteinach, Steinbach, Steinwiesen, Straßdorf, Töpen, Trogen, Wüstenselbitz, Wallenfels, Wolfersgrün, Zell im Fichtelgebirge, der Flughafenfeuerwehr Pirk, dem Technischen Hilfswerk Hof, Naila und Selb, dem Bayerischen Roten Kreuz, der Integrierten Leitstellen Hochfranken, Coburg und Bayreuth, der oberfränkischen Polizei, den Hubschrauberbesatzungen, dem Landratsamt Hof, dem Rewe Schwarzenbach am Wald, dem Gasthof Rodachtal, dem ATSV Schwarzenstein und allen, die wir in dieser Auflistung vergessen haben. Einfach nur Danke!

Text und Fotos: KFV Hof